Standpunkte 4/2019

Made in Germany Northern Fotos: Christian Augustin Aluminium-Gussplatte 1980 GLEICH Aluminium GmbH – Kaltenkirchen Nördlich von Hamburg sitzt ein Familienunternehmen, das mit seinen selbst entwickelten Aluminiumprodukten zu denWeltmarktführern im Leichtmetall-Segment zählt Es passiert eher selten, dass Kanzlerin Angela Merkel eine Lobrede auf metallische Werkstoffe hält, aber 2017 war es so weit. Bei einer Feier zum Thema „100 Jahre Aluminiumproduktion in Deutschland“ würdigte sie die Eigenschaften des Metalls in aller Ausführlichkeit. „Es ist in seinen Verwendungsmöglichkeiten vergleich- bar mit Stahl“, so Merkel, „aber um ein Vielfaches leich- ter. Sein Einsatz erweist sich überall dort von Vorteil, wo es auf geringes Gewicht ankommt.“ Die Laudatio der promovierten Physikerin dürfte auch in Kaltenkirchen gut angekommen sein, denn dort sitzt die Firma GLEICH Aluminium, die seit 1980 im Leicht- metall-Geschäft tätig ist und international zu den füh- renden Anbietern hochwertiger Alu-Platten zählt. Vertriebsleiter Sebastian Ricken: „Unser Kerngeschäft ist seitMitte der 90er Jahre die Entwicklung, die Produk- tion und der weltweite Vertrieb von Präzisionsplatten, die wir unter dem Markennamen G.AL verkaufen. Diese Marke steht für äußerst verzugsarme, formsta- bile und homogene Präzisionsplatten aus Aluminium, die vielseitig einsetzbar sind. Unsere Kunden arbeiten unter anderem im Formen-, Werkzeug- und Maschi- nenbau, in der Laser- und Optik-Industrie und in der Medizintechnik.“ Ricken deutet auf einen großen Barren, der gerade per Kran angehoben wird. „Aluminium gilt ja als Leicht- metall“, sagt er, „aber bei diesen Dimensionen kommt schon einiges zusammen. Ein Barren mit vier Meter Länge wiegt 20 Tonnen – da nützt Ihnen auch die beste Stahlkappe im Schuh nichts mehr, wenn so ein Teil ver- sehentlich auf Ihrem Fuß landet.“ Der matt glänzende Block fühlt sich warm an, gerade so, als hätte er kürzlich noch in einemOfen gelegen. „Ja, genau so ist es auch“, bestätigt Ricken. „Nachdem die Barren von der Gießerei angeliefert wurden, kommen sie erst mal in den Wellness-Bereich. So nennen wir spaßeshalber die Wärmebehandlung, die ein zentrales Element unseres Fertigungsprozesses ist.“ Das Erhitzen hat verschiedene Effekte. Der wichtigste ist, dass die innere Struktur der Barren sich neu ordnen kann. Das reduziert Spannungen, die unter anderem durch die Temperatureinflüsse beim Guss entstehen. Der exakte Prozess ist ein gut gehütetes Firmengeheim- nis, aber Vertriebschef Ricken lässt sich immerhin ent- locken, dass einige Barren auf über 400 Grad Celsius erwärmt werden und rund 30 Stunden im Ofen bleiben. Das ist natürlich sehr energieaufwendig, daher zählt GLEICH zu den größten Stromverbrauchern im Ort. Nach dem Abkühlen werden die Blöcke mit einer gro- ßen Bandsäge in handliche Platten zerteilt und – falls vom Kunden gewünscht – mit einer Fräse endbearbei- tet, um eine spezielle Oberflächenstruktur zu schaffen. Aber nicht nur im Werkstoffsegment sind die Kalten- kirchener stark, sondern auch im digitalen Bereich. Ricken: „Wir haben bereits 2015 einen eigenen On- line-Shop für Aluminium-Zuschnitte gestartet, der bei den Kunden prima ankommt. Sie haben hier die Mög- lichkeit, an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr eine Be- stellung aufzugeben.“ Wer dabei Hilfe braucht, kann per Live-Chat mit einem Mitarbeiter kommunizieren. Und für alle weiteren Fra- gen und für unterwegs gibt es eine App, die demKunden jede Menge Informationen und Zugriff auf die hauseige- nen Wissensdatenbank bietet. Auch die Fertigungsprozesse wurden Schritt für Schritt digitalisiert. Die einzelnen Stationen kommunizieren miteinander und versorgen sich selbstständig mit Ma- terial und Informationen. Das Ergebnis sind Prozesse, die reproduzierbar, transparent und zuverlässig sind. CvF 19 4/2019 Standpunkte NORDMETALL

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