Standpunkte 2/2019

Foto: Shutterstock/yuttana Contributor Studio auen im Norden Teil 2 B Thema Gut geplant ist halb gebaut Platz für Wachstum, attraktive Arbeitsplätze oder effizientere Arbeitsbedingungen – die Gründe, warum Unternehmen bauen, sind vielfältig. Eines aber ist allen Vorhaben gemein: Sorgfältige Planung schützt vor Überraschungen bei der Bauausführung. „Wenn es mit dem Bauantrag mal etwas länger dauern sollte, dann sind natürlich die Schnarchnasen vom Landkreis dafür verantwortlich.“ Sven Ambrosy, Land- rat des Landkreises Friesland, macht deutlich, was sich die Mitarbeiter auf den Bauämtern bisweilen anhören müssen. Dabei stimme der Vorwurf in der Regel nicht. „ImGegenteil. Bei uns werden Anträge zügig und trans- parent abgearbeitet“, sagt der Verwaltungschef. Dank elektronischer Akte könnten Antragsteller inzwischen sogar stets den aktuellen Stand der Planungen einse- hen. Der 100.000-Einwohner-Landkreis hatte erst vor einem Jahr mit überraschenden Zahlen auf sich aufmerksam gemacht. Denn im Regionen-Ranking von Focus Money konnte sich Friesland 2017/18 von Platz 246 auf Platz 102 katapultieren. Beim Wachstum des Bruttoinlandspro- dukts belegte die Region zwischen Wangerooge im Nor- den und Varel im Süden sogar mit 9,72 Prozent Rang 3 unter 381 Kreisen und kreisfreien Städten. Woran liegt’s? „Am politischen Willen, einer schnell ar- beitenden Verwaltung und einer gut geplanten Raum- ordnung“, wirbt der Landrat von der SPD. Die Fakten geben ihm recht: Die Zahl der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten steigt seit Jahren an, die der Ar- beitslosen sinkt. Große Industrieunternehmen wie Pre- mium Aerotec, ThyssenKrupp Aerospace oder die Pa- pier- und Kartonfabrik Varel investieren kräftig in neue Anlagen. Ambrosy will den Wachstumsweg verstetigen und wei- ter für wirtschaftsfreundliche Bedingungen in seinem Landkreis sorgen. Das muss er auch, denn die Region hat Nachholbedarf. Nach wie vor liegt das Steuerauf- kommen im Vergleich zu anderen Kreisen unter dem Bundesdurchschnitt – da hilft Bauen für die Industrie. Erschließung neuer Gewerbegebiete könnte schneller gehen Das Schaffen neuer Gewerbegebiete gehört eigentlich ganz oben auf die Agenda von Wirtschaftspolitikern und -förderern. Doch mitunter münden die schnellen Ankündigungen mancher Verantwortlicher in jahre- lange Planungsprozesse, zum Leidwesen der Wirt- schaft. Speziell dann, wenn Ländergrenzen überschrit- ten werden, wie beispielsweise beim bremisch-nieder- sächsischen Gewerbegebiet Achim-West südlich des Autobahnkreuzes A1/A27. Dort sollen 75 Hektar Bau- land erschlossen werden. Erste Planungen liefen schon 2006, doch die Bauarbeiten werden voraussichtlich nicht vor 2020 starten. Auch das erste länderübergrei- fende Gewerbegebiet zwischen Hamburg und Schles- wig-Holstein nimmt nur langsam Form an. Über das knapp 40 Hektar große Gelände zwischen Stapelfeld im Kreis Stormarn und dem benachbarten Rahlstedt auf Hamburger Seite wurde rund sieben Jahre diskutiert. Nun sollen die Bagger 2020 kommen. Beide Prozesse eignen sich nicht als Ruhmesblätter für die Landespoli- tiker in Bremen und Hannover oder Kiel und Hamburg. Dass es innerhalb der Landesgrenzen durchaus auch schneller gehen kann, zeigt die Garz & Fricke GmbH aus Hamburg-Harburg. Das Unternehmen mit aktuell 150 Mitarbeitern baut Touchdisplay-basierte Eingabe„Bei uns werden Anträge zügig und transparent abgearbeitet.“ Sven Ambrosy, Landrat des Landkreises Friesland systeme unter anderem für Industrieanlagen, Automa- tensysteme und medizinisch-technische Laborgeräte. Auf der sogenannten Bahnhofslinse, einem Gelände nördlich des Hamburger Elbcampus, errichtet der Elek­ tronikspezialist seine neue Firmenzentrale. „Von der Planung bis zur Grundsteinlegung haben wir rund drei Jahre gebraucht“, berichtet Firmengründer Manfred Garz. Dabei war das Gelände noch gar nicht voll erschlossen. Zwar wurde schon 2006 ein Bebauungsplan aufgestellt, doch die Umsetzung zog sich aufgrund komplizierter Eigentumsverhältnisse kleinerer Grundstücke hin. „Wir hatten mit unserem Grundstück allerdings kaum Probleme und wurden vonseiten der Wirtschaftsförde- rung stets gut unterstützt“, sagt Garz. Zweistelliges Wachstum über zehn Jahre Im Frühjahr 2017 startete das expandierende Unterneh- menmit den Bauarbeiten auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal, der Einzug in die Verwaltungs- und Pro- duktionsgebäude mit einer Gesamtfläche von 9.000 Quadratmetern ist für den Herbst dieses Jahres termi- niert. Der Umzug war notwendig geworden, weil das Unternehmen wächst und in den alten Räumen im hit-Technopark Bostelbek an seine Grenzen gestoßen war. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 18 Prozent „Wir wurden von der Wirtschaftsförderung gut unterstützt.“ Manfred Garz, Geschäfts­ führer Garz & Fricke GmbH Foto: Garz & Fricke GmbH, Landkreis Friesland So soll das neue Gebäude der Garz & Fricke GmbH aussehen. Der Einzug ist für den Herbst dieses Jahres terminiert. 26 2/2019 Standpunkte NORDMETALL 27 2/2019 Standpunkte NORDMETALL

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