Standpunkte 2/2019
Fotos und Grafik: Airbus Defence and Space „Qui desiderat pacem, bellum praeparat“. Das propa gierte schon Cicero im alten Rom. Nicht bedingungs loser Pazifismus, garniert mit einer Prise Hoffnung, bewahrt den Frieden, sondern Wehrhaftigkeit, so die Erkenntnis. Dieses Überlebensprinzip hat sich seitdem 2.000 Jahre lang bewährt, zuletzt in 70 Jahren NA TO-Existenz. Nun aber wird es in Deutschland sträflich vernachlässigt – trotz hochwertiger Produkte der deut schen Wehrtechnik, wie der A400M. Die Bundeswehr kämpft in allen Truppengattungen mit überalterter Technik, leidet unter stark eingeschränk ter Einsatzbereitschaft. Statt die im Nordatlantischen Verteidigungsbündnis gegebene Zusage einzuhalten, den Verteidigungsetat auf zwei Prozent des Brutto inlandsprodukts anzuheben, knausert die Bundesre gierung bei längst überfälligen Rüstungsprojekten. In der Truppe breitet sich Frust aus, Bündnispartner bezeichnen die Deutschen mittlerweile als „bedingt einsatztauglich“. Als wäre das in international unruhigen Zeiten nicht bitter genug, bremst die Große Koalition auch noch zunehmend europäische Rüstungsprojekte aus. Nach restriktiver Auslegung des Kriegswaffenkontrollgesetzes wird in Berlin über Flugzeuglieferungen nach Saudi-Ara bien gestritten, selbst der Materialersatz für französische Militärhubschrauber steht in Frage. Große Unternehmen der Branche wie etwa Airbus leiden unter dieser Verwei gerungshaltung. Die Franzosen im Konzern und die Politik in Paris spotten über „German Free Products“, die es nun herzustellen gelte. Schaden nimmt am Ende vor allem die deutsche Wirt schaft: 55.000 Menschen arbeiten in Deutschland Rüs tungsindustrie, in Schleswig-Holstein allein sind es 6.700. Wer ihnen die Aufträge für U-Boote und Flugzeuge, für Panzer und Fregatten nimmt, der gefährdet mittelfristig ihre Arbeitsplätze. Und langfristig den Frieden in Europa und der Welt. Luc „Wer den Frieden wünscht, bereitet den Krieg vor“ Aktuell stehen dort 25 Maschinen, aber da der Platz langsam knapp wird und die Bundeswehr in den nächs- ten Jahren noch weitere A400M erhalten wird, soll ein Teil der Transportflugzeuge ab 2025 auf dem bayeri- schen Fliegerhorst Lechfeld stationiert werden. 700 Kilometer nördlich davon wird unterdessen in der Bremer Airbus-Halle emsig gearbeitet, denn in Kürze steht der nächste Beluga-Flug nach Sevilla an. Jens Franzeck deutet auf den Innenraum eines Rumpfes, in dem gerade Rohrleitungen für Hydraulik und Kabel fi- xiert werden. „Von außen sieht die Maschine so groß aus“, sagt er, „aber in Wahrheit sind es ähnlich beengte Verhältnisse wie in einem U-Boot. Allein für die Elek trik müssen über 120 Kilometer Kabel verlegt werden, dazu kommen annähernd 400 Rohrleitungen für das Luftverteilungssystem und fast doppelt so viele Leitun- gen für die Hydraulik.“ Die Maschine ist mit einer „Fly by wire“-Steuerung aus- gestattet, bei der die Lenkkommandos der Piloten nicht mehr analog über Stahlseile, hydraulische Systeme und Schubstangen übertragen werden, sondern via Kabel über elektrische Signale. Das ermöglicht es den Piloten, die fast 80 Tonnen schwe- re Maschine mit kleinen Sidesticks zu steuern, die wie Computerspiel-Joysticks aussehen und auch ähnlich funktionieren. Zudem beanspruchen sie deutlich weni- ger Platz im Cockpit. Angetrieben wird das 45 Meter lange Flugzeug von vier eigens entwickelten Propellerturbinen-Triebwerken mit rund 11.000 PS Leistung. Dank der Turboprop-Bau- weise kann die A400M wegen ihres niedrigen Spritver- brauchs relativ lange Strecken bewältigen. Franzeck: „Bei maximaler Beladung liegt die Reichweite bei 3.100 Kilometern, unbeladen schafft die Maschine sogar fast 9.000 Kilometer.“Wenn der Transporter dann nach lan- gem Flug an seinem Einsatzort angekommen ist, kann er über die Heckrampe binnen kurzer Zeit entladen wer- den. Für die Konstrukteure war dieses Bauteil eine ech- te Herausforderung, denn die Vehikel, die in den Flieger einfahren, sind oft schwer und mit Ketten ausgestattet. Daher muss die Rampe so beschaffen sein, dass sie bei diesem Vorgang nicht beschädigt wird. Es gibt aber auch Einsätze, wo die Piloten gar nicht lan- den können, weil das Gelände zu unwegsam ist oder feindliche Hinterhalte am Boden drohen. Dann öffnet der Lademeister kurzerhand im Flug die Heckklappe und setzt die Fracht per Fallschirm ab – so wie Tom Cruise in „Mission Impossible“. Clemens von Frentz Das Transportflugzeug kann über seine Heckrampe eine maximale Nutzlast von 37 Tonnen aufnehmen, zum Beispiel Kampffahrzeuge oder andere militärische Güter, aber auch ziviles Material für Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz. Zudem kann es andere Maschinen in der Luft betanken und braucht keine perfekt präparierte Piste zum Starten oder Landen. Komplexer Teamwork-Prozess: Der Rumpf kommt aus Bremen, die Tragflächen aus England, die Seitentüren aus der Türkei und die Nase samt Cockpit aus Frankreich. Die Endmontage findet in Spanien statt. Die Rümpfe werden in Bremen aus mehreren Einzelsegmenten zusammengesetzt. Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Rotkreuz-Mitarbeitern vor einer A400M, die gerade mit einem Hilfsfahrzeug beladen wird. In den Rumpf der A400M passen bis zu 116 Fallschirmspringer, die das Flugzeug entweder durch die Seitentür oder über über die Heckrampe verlassen können. Foto: Christian Augustin .“ lang bewährt, zuletzt in 70 Jahren NATO- Existenz. Nun aber wird es in tsc la infrage. r it in Deutschlands Alexander Luckow „ er den Frieden wünscht, bereitet den Krieg vor“ Kommentar 22 2/2019 Standpunkte NORDMETALL 23 2/2019 Standpunkte NORDMETALL
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