Standpunkte 2/2019

Reportage Hollywood-Star Tom Cruise ist bekannt dafür, dass er Stunts gerne selber macht. Vor allem in den Filmen der „Mission Impossible“-Reihe gibt es dazu reichlich Gele- genheit. Besonders eindrucksvoll war sein Einsatz im fünften Teil, der 2015 anlief. Dort springt er auf ein star- tendes Militärflugzeug vom Typ Airbus A400M und hängt gefühlte Ewigkeiten an der Außentür, um schließlich in 1.500 Meter Flughöhe den Frachtraum zu entern und über die Heckklappe eine Fallschirmpalette mit geklauten Granaten abzuwerfen. Gedreht wurde die Szene auf der britischen Luftwaffen- basisWittering, aber das Flugzeug kamausNorddeutsch- land. Zumindest entscheidende Teile davon, denn der Rumpf und das Frachtladesystem der viermotorigen Ma- schine werden in Bremen entwickelt und gebaut. A400M-Standortleiter Jens Franzeck: „Bremen ist das deutsche Zentrum der A400M-Entwicklung und -Pro- duktion. Wir beschäftigen hier derzeit rund 800 Mitar- beiter und haben bereits über 100 Rümpfe abgeliefert.“ Zu einemkompletten Flugzeug werden diese Rümpfe im spanischen Sevilla, wo Airbus ein großes Werk mit rund 2.000Mitarbeitern hat. Den Transport übernimmt das Spezialflugzeug „Beluga“, das auch den Hamburger Standort regelmäßig anfliegt, um dort Teile an- und ab- zuliefern. Franzeck: „Die A400M ist ein europäisches Gemein- schaftsprojekt. Wir liefern den Rumpf, die Briten die Tragflächen, die Franzosen die Nase inklusive Cockpit, und die Spanier übernehmen die Endmontage. Klingt einfach, ist aber im Detail eine gewaltige Herausforde- rung. Alles muss exakt aufeinander abgestimmt sein, wenn man am Ende ein perfektes Produkt haben will.“ Dass so viele Länder beteiligt sind, hat mit der Entste- hungsgeschichte der A400M zu tun – eine Geschichte, die bis in die frühen 80er-Jahre zurückgeht. Damals be- schlossen einige europäische NATO-Staaten, den veral- teten Bestand an Transportern durch ein moderneres und leistungsfähigeres Modell zu ersetzen. Daher gründeten Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB), Aérospatiale, Lockheed und British Aerospace Ende 1982 ein Konsortium, das die Machbarkeit eines europä- ischen Transporters untersuchen sollte. Dass es tatsäch- lich einen Bedarf dafür gab, zeigte sich spätestens 1998/1999 bei den militärischen Interventionen der NATO-Streitkräfte im Kosovokrieg. In der Konzeptionsphase, so Franzeck, hatte „jeder Part- ner seine ganz eigenen Vorstellungen davon, was die Maschine leisten soll“. Oder, um es mit den Worten ei- nes externen Branchenkenners zu sagen: „Ein Blick auf das Lastenheft zeigt, dass man sich eine eierlegende Wollmilchsau wünschte, die auch noch fliegen kann.“ Ende 2007 wurde mit dem Bau des ersten Prototyps be- gonnen, zwei Jahre später fand der Erstflug statt. Fran- zeck: „Das Feedback der Piloten ist wirklich gut. Sie mö- gen unser Flugzeug und sind voll des Lobes, was uns natürlich freut.“ Und auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen äußerte sich zuletzt sehr positiv. Die A400M werde das „modernste Transportflugzeug der Welt“ sein, sagte sie bei einem Besuch auf dem niedersächsi- schen Fliegerhorst Wunstorf, wo die A400M seit Ende 2014 stationiert ist. Das fliegende Multitalent Standortleiter Jens Franzeck ist seit vier Jahren für den A400M-Bereich im Bremer Airbus-Werk verantwortlich. Ein Monteur arbeitet an einer Laderampe, im Hintergrund werden die Rümpfe gefertigt. Links: Bei Bedarf kann die A400M Täuschkörper ausstoßen, um feindliche Raketen abzulenken. Fotos: Christian Augustin Foto: Airbus Defence and Space Die Airbus A400M kann als Transporter, Tankflugzeug oder fliegendes Lazarett eingesetzt werden. Der Rumpf wird am Standort Bremen gefertigt. 21 2/2019 Standpunkte NORDMETALL

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