Standpunkte 4/2018

Made in Germany Northern Zwischenwellen 1911 GKN Driveline Deutschland GmbH – Kiel Manchmal fällt als Erstes das auf, was nicht da ist. Bei GKN Driveline in Kiel ist es der Metallschrott, der fehlt. Die üblichen Container für Verschnitt- und Spanmateri- al sind auf dem weitläufigen Werkgelände kaum zu fin- den, was durchaus überrascht – immerhin fertigen die 300 Mitarbeiter des Kieler Zuliefer-Spezialisten Tag für Tag rund 33.000 Wellen. Orhan Gün strahlt, wenn man ihn darauf anspricht. „Stimmt“, sagt der Fertigungsleiter. „Wir haben unsere Produktion so optimiert, dass wir fast komplett auf die spanabhebende Bearbeitung verzichten können, die bei anderen Herstellern bis heute Standard ist. Gesägt, ge- dreht und gefräst wird bei uns kaum noch. Ein großer Wettbewerbsvorteil, man spart nicht nur Zeit, sondern auch Geld.“ Was das konkret heißt, zeigt er bei einem Rundgang durch die Werkhalle. „An Stationen wie dieser entste- hen unsereWellen“, sagt Orhan Gün und deutet auf eine Anlage, die gerade neu eingerichtet wird. „Auch hier sehen Sie keine Späne, denn die Teile erhalten ihre je- weilige Form in erster Linie durch Hämmern, Walzen, Ziehen und Stauchen.“ Etwa 300 verschiedene Wellenmodelle kann GKN so fertigen, da jeder Autobauer für seine Fahrzeuge eigene Spezifikationen hat. Im fertigen Zustand sehen die Teile eher unscheinbar aus, doch es handelt sich um echte Hightechprodukte. Gün greift in einen Container und holt eine Welle he­ raus. „Heben Sie mal hoch“, sagt er, „leichter, als man denkt. Die meisten unserer Wellen sind nämlich innen hohl. Und trotzdem so stabil, dass sie Hunderttausende von Kilometern halten, obwohl sie ja die Motorkraft auf die Räder übertragen und extrem beansprucht werden. Da wirken Kräfte, die sind schon erheblich.“ Dieses Unternehmen ist ein klassischer Hidden Champion: GKN Driveline produziert jährlich rund 8,7 MillionenWellen für die Autoindustrie. Der Zulieferer gehört zum britischen Konzern GKN, der rund 40.000Mitarbeiter in über 30 Ländern beschäftigt. Geleitet wird das Werk von Andrea Fischer, die seit Mitte 2012 im Unternehmen ist und dort zunächst für den Personalbereich zuständig war. Als dann vor eini- ger Zeit die Stelle der Werkleitung neu besetzt werden musste, beauftragte GKN kurzerhand die Diplom- Psychologin mit der Führung des Standorts. Das GKN-Werk in Kiel ist die kleinste Fertigungsstätte von den vier Werken der deutschen Driveline-Sparte, aber dank seiner hohen Spezialisierung von großer Be- deutung für den Konzern. Nach der Gründung im Jahr 1911 verdiente die Firma ihr Geld zunächst mit der Ferti- gung elektrischer Maschinen wie Generatoren und Transformatoren, ehe sie sich 1925 auf Zulieferteile für die Kfz-Branche fokussierte. 1931 wurde der Betrieb auf die ausschließliche Fertigung von Autoachsen um­ gestellt, 1986 begann mit der Konzentration auf Profil­ wellen eine neue Ära. CvF Foto links: Thorsten Mischke, Foto unten: Clemens von Frentz Ende Juni bei GKN: NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch (3.v.r.) und IG Metall-Bezirksleiter Küste Meinhard Geiken (2.v.r.) stellen mit Jugendlichen den Fonds „Perspektive Berufsaus­ bildung“ vor. Wie tickt ein Wellenbauer? Ein Video über GKN Driveline Kiel unter: www.nordmetall.de/gkn 25 4/2018 Standpunkte NORDMETALL

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