Standpunkte 4/2018

Mit dem Laptop ins Konzert Der Festspielsommer in Mecklenburg-Vorpommern bot Spitzenmusikern wieder einmal Raum für künstlerische Höhenflüge – und lüftete manches Geheimnis. Tischtennis ist die ideale Sportart für Profimusiker. Das haben Emmanuel Tjeknavorian und Maximilian Kromer der NORDMETALL-Stiftungsgeschäftsfüh- rerin Kirsten Wagner verraten. Anfang August sind der Geiger und der Pianist im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern mit dem NORDMETALL- Ensemblepreis 2017 ausgezeichnet worden. Tischten- nis, fachsimpelten die beiden Österreicher während eines gemeinsamen Abendessens, trainiere nicht nur die Koordination, sondern berge zudem nur ein geringes Verletzungsrisiko. Das freut jeden Konzert- veranstalter. Für Festspielintendant Dr. Markus Fein wäre es un- denkbar, müsste Emmanuel Tjeknavorian seine Stra- divari für längere Zeit im Kasten lassen. Er beschei- nigte beiden Preisträgern in seiner Laudatio eine „Tiefe und Ernsthaftigkeit, die wahren Künstlern ei- gen ist“. Jede Note glühe und lebe von innen heraus. Davon hatten sich die rund 500 Gäste in der extra für das Preisträgerkonzert ausgeräumten Produktions- halle der Mecklenburger Metallguss GmbH in Waren (Müritz) selbst überzeugen können. Mit ihrem hoch- romantischen Programm von Clara Schumann über César Franck bis hin zu Johannes Brahms brachten die beiden Nachwuchsmusiker beim Publikum eine Saite zum Klingen und sämtliche Hände in der Halle zum Klatschen. Kromer und Tjeknavorian freuten sich sichtlich über diese Anerkennung und den mit 10.000 Euro dotier- ten NORDMETALL-Ensemblepreis. Zur Freude der Konzertgäste hatten die Musiker dann „richtig Bock“ auf einen weiteren „Ungarischen Tanz“ als Zugabe. Das Preisträgerkonzert mit Emmanuel Tjeknavorian und Maximilian Kromer sendet NDR Kultur am Sonntag, 04. November 2018, um 22 Uhr in der Sendung „Soirée“ . Kräftigen Applaus gab es auch für den diesjährigen „Preisträger in Residence“, Kit Armstrong. Ende Juli hatte der 1992 in Los Angeles geborene Pianist, Kom- ponist und Mathematiker seine Musikerkollegen Staemmler, Armida Quartett) gespielt wird. Gerade auch Kammermusiker können Technik. Vermittlung von den Profis lernen Um Technik – und zwar die moderner Musikvermitt- lung – ging es bei einem erstmals von der NORD­ METALL-Stiftung und den Festspielen Mecklen- burg-Vorpommern veranstalteten pädagogischen Fortbildungstag. Zu dem kostenlosen Workshop im Schweriner Schleswig-Holstein-Haus kamen 15 Lehr- kräfte von Schulen und Musikschulen, Lehramts­ studierende und Ensembleleiter der Region. Sie woll- ten mehr über Musik und Humor, Konzertmodera­ tion oder Community Music und Instrumentenbau erfahren. Bereits amTag zuvor hatte der Blockflötist und Komi- ker Gabor Vosteen beim Kinder- und Familienfest im Schlosspark von Hasenwinkel sein Können vor rund 2.500 großen und kleinen Gästen unter Beweis ge- stellt. Beim Fortbildungstag verriet er den Teilneh- menden einige Geheimnisse seiner Arbeit. Auch Thomas Lambusch, Vorstandsvorsitzender der NORDMETALL-Stiftung und Präsident von NORD- METALL e. V., nutzte das Kinder- und Familienfest, um sich zu offenbaren. Mit einem Augenzwinkern gestand er KiKA-Moderatorin Singa Gätgens und Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministe- rin Birgit Hesse (SPD): „Als Jugendlicher habe ich meine Eltern auf eigene Initiative hin mit Trompete und Schlagzeug gequält.“ Und mit Blick auf Gabor Vosteen ergänzte Lambusch: „Blockflöte war dage- gen nicht mein Ding.“ BiB Musizieren zusammen, seitdem sie elf sind: Emmanuel Tjeknavorian (l.) und Maximilian Kromer, Gewinner des NORDMETALL-Ensemblepreises 2017. Moderatorin Singa Gätgens (M.) mit zwei Musikerinnen des Jugendsinfonie- orchesters Schwerin beim Kinder- und Familienfest 2018 in Hasenwinkel. Matthias Schorn (r.), Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, auf Tuchfühlung mit seinem Publikum – hier beim Kinder- und Familienfest in Hasenwinkel. Matthias Schorn (Klarinette), Daniel Müller-Schott (Violoncello) und das Armida Quartett (NORDME- TALL-Ensemblepreisträger 2014) auf Einladung der NORDMETALL-Stiftung auf Schloss Hasenwinkel zum Preisträgerprojekt zusammengetrommelt. Eine Woche lang erarbeiteten sie ein anspruchsvolles Kammermusikprogramm – darunter eine Eigenkom- position von Armstrong auf Basis eines nur selten ge- spieltenMozart-Fragments für Klarinette und Streich- quartett. Anschließend gingen die Musiker in ganz Mecklenburg-Vorpommern auf Tour. Den Auftakt bildete wie immer ein Konzert in Hasenwinkel. Wie beliebt die Reihe ist, zeigt sich daran, dass für das Konzert bereits seit März, wenige Tage nach dem Start des Vorverkaufs, keine Karten mehr zu haben waren. Vor allem die Nähe zu den Künstlern macht die besondere Atmosphäre dieses Auftritts aus. Es gibt keine Bühne. Die Zuschauer hören jedes Knarzen des Parketts, sehen jede Schweißperle auf den Ge- sichtern der Musiker. Und sie erleben, worauf es bei größtmöglicher Harmonie ankommt: Können, Präzi- sion und bedingungsloses Miteinander. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob vom Notenblatt (Schorn), vom Laptop (Armstrong) oder vom Tablet (Peter-Philipp Das Ausnahmetalent Kit Armstrong, Preis- träger in Residence 2018 der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, begeisterte das Publikum Ende Juli beim Auftakt des Preisträ- ger-Projekts in Schloss Hasenwinkel. Foto oben: FMV, Foto unten links: Geert Maciejewski, Foto unten mitte/rechts: Christian Augustin Foto: Geert Maciejewski 22 4/2018 Standpunkte NORDMETALL

RkJQdWJsaXNoZXIy MTAzNjM5