Standpunkte 3/2018

von insgesamt gut fünf Milliarden Euro, so die Zah- len aus dem Jahr 2015. Wie beeindruckend dies in der Realität ist, erlebten die Mitglieder unseres Arbeitgeberverbandes bei der Besichtigung der Werft: Die Meyers gewährten ex- klusive Einblicke in sonst nicht für das Publikum zu- gängliche Bereiche, insbesondere in das Dock, in dem der neue Luxusliner der britischen Reederei P&O Cruises entsteht. Das Schiff wird neues Flagg- schiff der P&O-Flotte werden, komplett angetrieben durch den emissionsarmen Treibstoff LNG. Nach der Auslieferung im Frühjahr 2020 geht es auf der Meyer Werft nahtlos weiter, bereits jetzt sind die Docks bis 2023 voll ausgelastet. Ein Grund für den ungebroche- nen Erfolg sind vorausschauende Investitionen. Paul Bloem, Leiter Politik und Kommunikation der Meyer Werft, erklärt: „In unserem Laserzentrum finden Sie keine Technologie, die es nicht auch woanders gibt. Aber die Kombination dieser innovativen Technolo- gien habe ich noch auf keiner anderen Werft gese- hen.“ Pro Jahr sichert Familie Meyer mit 50 bis 80 Millionen Euro die Wettbewerbsfähigkeit auf dem hart umkämpften Markt. Bernard Meyer hieß die NORDMETALL-Mitglieder herzlich willkommen und betonte, dass die Lage der Werft im Hinterland auch ihr Gutes habe. „Wir haben aus dem Nachteil einen Vorteil gemacht. Hier ist es noch günstig zu wohnen, hier ziehen Familien wieder her, das sind unsere Fachkräfte.“ Während der Kreuzfahrtschiffbau boomt, gibt es im Marineschiffbau Probleme angesichts mangelnden politischen Rückhalts. „Es kann und darf nicht sein, dass wir gerade in einer zunehmend unsicheren Weltlage in einem Hochtechnologie-Land wie Deutschland kaum noch Marineschiffe fertigen kön- nen, weil uns überbordende Rechtsregeln und politi- sche Befindlichkeiten im Wege stehen“, kritisierte NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch auf der Mitgliederversammlung. Er forderte, dass „die nord- deutsche Politik in Berlin ihren Einfluss geltend macht, um Vergabeentscheidungen zugunsten deut- scher Marineschiffbauer zu erleichtern und zu be- schleunigen.“ Werftchef Meyer bedankte sich ausdrücklich bei NORDMETALL. „Wir haben Ihre Unterstützung und Sie haben unsere. Wenn wir zusammenstehen, können wir viele Probleme lösen.“ Während dem Schiffbau mehr Engagement der Politik guttäte, kritisierten die Unternehmensvertreter deutlich zu viel politischen Eifer in anderen Bereichen. „Die grassierende Tendenz zu Überregulierung besorgt uns generell“, konstatierte Lambusch. „Das gilt auf europäischer Ebene beispielsweise für die Entsenderichtlinie und in Deutschland für die Ide- en zum Rückkehrrecht von Teil- in Vollzeit. Die Plä- ne der großen Koalition mögen gut gemeint sein – aber gut gemeint ist bekanntlich das Gegenteil von gut gemacht. Hier reißt die Politik mutwillig Lö- cher in unsere Belegschaften. Das ist nicht nur völ- lig lebensfremd, das ist auch höchst gefährlich.“ Er appellierte an die Große Koalition, die Pläne zu überdenken und die Befristungsregeln so zu lo- Ergebnisse der Mitgliederversammlung: • Neu im Vorstand der Bezirksgruppe Nord: Bernd Hart- mann (ThyssenKrupp Marine Systems), Robert Focke (Nordischer Maschinenbau Rud. Baader). Ausgeschieden: Dr. Ulrich Braig (HAUNI Maschinenbau) und Thomas Schwichtenberg (Vossloh Locomotives) • Beiträge bleiben 2019 stabil • Vorstand und Geschäftsführung entlastet • Haushaltsplan 2018 genehmigt • Satzung angepasst ckern, dass die Personallücken wenigstens theore- tisch durch Neueinstellungen gefüllt werden könn- ten. Angesichts der inzwischen herrschenden Fachkräftekrise – fast zwei Drittel der NORDME- TALL-Mitgliedsbetriebe finden nicht genügend Fachkräfte – richtete der Präsident eine Forderung an die Politik: „Wenn Bundes- und Landespolitik nicht intensiver an Maßnahmenpaketen zur Fach- kräftegewinnung und Ausbildung arbeiten, wird diese Krise das fortdauernde Konjunkturhoch ernsthaft gefährden: Es können noch so viele Auf- träge aus aller Welt für die begehrten Schiffe und Autos, Maschinen und Flugzeuge ‚made in Germa- ny‘ bei uns eingehen – wenn nicht genug Mitarbei- ter verfügbar sind, können diese Aufträge nicht abgearbeitet werden.“ DJ „Exot an der Ems“: Werftchef Bernard Meyer appelliert für mehr „fair level play“ in Handelsfragen und beim Schiffbau. Rechnungsprüferin Kirsten Ewers (Raytheon Anschütz) bescheinigte NORDMETALL eine vorbildliche Rechnungslegung. Dr. Hagen Lesch (Institut der deut- schen Wirtschaft) spricht über die Entwicklung der Tarifbindung. Man kennt sich gut (v. l.): Uwe Mertens (August Brötje), Jürgen Lehmann (NORDMETALL Oldenburg), Johann Doden (NORDME- TALL Emden) und Folkmar Ukena (LEDA Werk). Läuten den gemütlichen Teil ein (v. l.): Steffen Pohl (Liebherr- MCCtec Rostock) und Peter Golinski (NORDMETALL). Arnim Malzahn (l., W. Ludolph) und Marcel Christmann (NORDMETALL Bremerhaven) im angeregten Gespräch vor dem Abendessen im Hotel Alte Werft. Bernd Hartmann (l. ThyssenKrupp Marine Systems) und Robert Focke (Nordischer Maschi- nenbau Rud. Baader) freuen sich über die Wahl in den Vorstand der Bezirksgruppe Nord. Zufriedene Gesichter (v. l.): Markus Seebeck (Manitowoc), Dietmar Janssen (Neue Jadewerft), Thomas Lambusch (NORD- METALL-Präsident), Michael Waskönig (Waskönig+Walter) 8 3/2018 Standpunkte NORDMETALL 9 3/2018 Standpunkte NORDMETALL

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